Dienstag 23. September 2025

Tag der Linzer Hochschulen 40 Jahre Katholische Hochschulgemeinde am 14.10.2009

Bischofsworte zum Tag der Linzer Hochschulen und zum 40 Jahr Jubiläum der katholischen Hochschulgemeinde

Zunächst einmal ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ dem Rektor der Universität Salzburg, Prof. Heinrich Schmidinger, dessen Ausführungen heuer im Zentrum des Tages der Linzer Hochschulen standen. Die Wahl der Vortragsthemen für diesen bereits zur guten Tradition gewordenen Abend jeweils am Beginn eines neuen Studienjahres wird alljährlich mit viel Bedacht vorgenommen. Dass am heutigen Abend aktuelle universitätspolitische Entwicklungen und die kritische Reflexion darüber den Brennpunkt der Ausführungen bildeten, kommt nicht von ungefähr und hat mit einem besonderen Jubiläum zu tun: Mit dem Beginn dieses Studienjahres jährt sich zum 40. Mal die Eröffnung dieses Hauses der Katholischen Hochschulgemeinde Linz, das mit Beginn dieses Studienjahres auch den Namen des oberösterreichischen Märtyrers Franz Jägerstätter trägt.
Die Errichtung dieses Hauses vor 40 Jahren bedeutete damals nicht den kompletten Beginn der Hochschul- und Studentenpastoral in der Diözese Linz vom Nullpunkt weg. Denn in der Person des damaligen Studentenseelsorgers und späteren Professors für Pastoraltheologie Dr. Wilhelm Zauner wurden bereits vor der Errichtung dieses Hauses studentenseelsorgerische Akzente gesetzt. Als aber mit der Gründung der Johannes Kepler-Universität im Jahre 1966 Linz auch ausdrücklich zur Universitätsstadt avancierte und die Zahl der hier Studierenden kräftig wuchs, stellte sich alsbald ein beinahe banal anmutendes Problem: Auch Studierende brauchen ein Dach über dem Kopf, und an adäquaten studentischen Wohnplätzen mangelte es damals.
So entstand die Idee zur Errichtung dieses Hauses: Seelsorge bedeutet ja immer Sorge um das Wohl des ganzen Menschen; sie bezieht sich also nie nur auf seine geistige und geistliche Dimension, sondern auch auf das leibliche Wohl. Dieser Ganzheitlichkeit sollte und wollte das neue Haus in der Mengerstraße von Anfang an Rechnung tragen: Es soll den darauf angewiesenen Studierenden Wohnraum und mit seiner öffentlichen Mensa und seinen Stockwerksküchen auch „Versorgungsstation“ sein; aber es soll sich nicht auf diese primär leiblichen Funktionen beschränken. Dieses Haus sollte und soll weiterhin auch ein Ort der Begegnung sein: ein Ort der Begegnung und Vergemeinschaftung von an der Universität tätigen Menschen, aber auch ein Ort der bewussten Begegnung von Wissenschaft und Religion und ein Ort der Reflexion und Meinungsbildung über die spezifische gesellschaftliche und politische Verantwortung von Studierenden und Akademikern/-innen. Diesem Grundauftrag ist dieses Haus und sind die darin tätigen Menschen über all die Jahre hinweg treu geblieben – unter stets sich wandelnden Rahmenbedingungen freilich – Rahmenbedingungen, die v.a. durch universitäts- und bildungspolitische Weichenstellungen, aber auch durch allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen verursacht sind:
• Wenn wir heute mit einer gewiss nicht unbegründeten Sorge eine wachsende Ökonomisierung praktisch aller Lebensbereiche, also auch des universitären Auftrags und Lebens beobachten, also die Ausrichtung von Forschung und Lehre nach primär wirtschaftlichen Interessen, Bedarfslagen und Prinzipien,
• wenn unter dem ständig wachsenden Finanzierungs- und Leistungsdruck das ursprünglich namensgebende „universitäre“ Zusammenleben von in unterschiedlichsten Wissensbereichen forschenden, lehrenden und lernenden Menschen zunehmend einer fachlichen Segregierung und allgemeinen Individualisierung weicht,
• wenn unter diesen Rahmenbedingungen die Räume und Zeiten für den gemeinsam nachdenkenden, kritischen und fachübergreifenden Diskurs immer enger werden oder gar zu verschwinden drohen,
• ja wenn im alles dominierenden Nützlichkeitsdenken dieses Haus von vielen nur als Stundentenwohnheim – als „das KHG“ anstatt „die KHG“ – wahrgenommen wird,
– dann hat die Bedeutung, der Auftrag und der Anspruch dieses Hauses der Katholischen Hochschulgemeinde in den 40 Jahren seines Bestandes nichts an Aktualität eingebüßt – im Gegenteil! Seine Lage direkt am Rande des Campus’ soll dafür noch ein zusätzliches Zeichen sein. Mit zwar bescheidenen Mitteln aber unverdrossen will die KHG ein Ort sein, der manches bietet, was im zeitgenössischen universitären Leben zu kurz zu kommen droht:
• ein Ort der Begegnung und Vergemeinschaftung,
• ein Ort des unverzweckten, kritischen Nachdenkens und Austausches,
• für manche auch ein Ort zumindest für ein kurzes, zwischenzeitliches Innehalten, Atemholen und Besinnen auf die uralten Menschheitsfragen „Woher komme ich? Wohin gehe ich? Worin liegt der Sinn meines Seins und Tuns?“
Diese Fragen vor dem Verstummen zu bewahren und in immer wieder variierenden Formen neu zu erinnern und wach zu halten, ist ein wesentlicher Auftrag der Religion überhaupt. Räume, Zeiten und Impulse dafür anzubieten, ist insofern Grundauftrag auch der kirchlichen Seelsorge. Diesem Anliegen sollte auch der heutige Abend mit seinem Hauptvortrag dienen, und ich danke dem Referenten nochmals ausdrücklich dafür. Diesem Auftrag mögen aber auch dieses nunmehr bereits 40-jährige Haus und v.a. die darin Verantwortung tragenden sowie alle es mit Leben erfüllenden Menschen treu bleiben, denen ich ebenfalls danke und Gottes Segen erbitte für ihre unermüdlichen Bemühungen und Dienste.
Ich habe eingangs daran erinnert, dass kirchliche Seelsorge immer das Heil des ganzen Menschen sucht, also des Menschen mit „Leib und Seele“ (worauf sich im Übrigen auch das heurige Jahresthema der Katholischen Hochschuljugend Linz bezieht). Dem menschlichen Geist haben wir an diesem Abend bereits reichlich Tribut gezollt; es soll auch unser Leib nicht zu kurz kommen. Und so darf ich – nach einem kurzen „Geburtstagsständchen“ des ebenfalls in diesem Haus entstandenen Vokalensembles „Die wirklichen Hofräte“ – ganz herzlich einladen zu weiterer Begegnung und Austausch, aber ohne dabei weiter auf leibliche Stärkung verzichten zu müssen.

(Manuskript der Ansprache – es gilt das gesprochene Wort)

+ Ludwig Schwarz SDB
Bischof von Linz
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