Freitag 19. September 2025

Bischof Dr. Ludwig Schwarz als Vertreter der österreichischen Bischofskonferenz bei Sozialtagung der europäischen Bischöfe auf Zypern.

Von 3. bis 5. September 2012 fand in Nikosia/Zypern eine Tagung zu sozialen Themen in der heutigen Gesellschaft statt, zu der das Präsidium der Europäischen Bischofskonferenz (CCEE) eingeladen hatte. Für Österreich nahm Bischof Ludwig Schwarz an dem Treffen teil - seine Stellungnahme in der Folge im Wortlaut:

"Die soziale Lage in Österreich hat aufgrund einer langen Tradition von Institutionen des Sozialstaates eine günstige Entwicklung genommen. Dennoch zeichnen sich zunehmend Herausforderungen in den Bereichen Armut, sozialer Ausgrenzung oder prekärer Arbeitsverhältnisse ab. Die Arbeitslosenrate ist auch zur Zeit der Wirtschaftskrise im europäischen Vergleich relativ niedrig.
Seitens der katholischen Kirche besteht eine jahrzehntelange gute ökumenische Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen, besonders auch in sozialen Themen. Dadurch konnte 2003 mit dem Ökumenischen Sozialwort eine gemeinsame inhaltliche Basis zu sozialen Fragen erarbeitet werden, die nach wie vor Orientierung und Impulse für soziale Initiativen bietet.


Arbeitsmarkt
Angesichts zunehmender Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt wurden bereits in den 1980er-Jahren „Bischöfliche Arbeitslosenstiftungen“ gegründet, die nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Integration von Arbeitslosen leisten. Heute liegt ein besonderer Fokus auf der Frage der Jugendarbeitslosigkeit, die auch in Österreich im Steigen begriffen ist.
Ein wichtiger Schlüssel zur Lösung von Problemen am Arbeitsmarkt wird in Zukunft eine gute Koordination von Bildungssystem und Erfordernissen am Arbeitsmarkt sein. Entgegen einer Engführung auf ökonomische Nutzbarkeit darf dabei nicht vergessen werden, dass entscheidende Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe in einer guten Persönlichkeitsbildung und in der Entwicklung sozialer Kompetenzen liegen.


Arbeitsfreier Sonntag
Zu den Initiativen der christlichen Kirchen zählt weiters die „Allianz für den freien Sonntag Österreich“, in der alle christlichen Kirchen in Österreich, Gewerkschaften, Freizeitorganisationen sowie Kinder- und Jugendvereinigungen vertreten sind. 2011 konnte in Brüssel die „European Sunday Alliance“ gegründet werden, der inzwischen gut 100 Organisationen angehören.
Zentrales Anliegen ist das Eintreten für Zeitwohlstand und Lebensqualität in Form einer Kultur gemeinsamer freier Zeiten, ein Anliegen, das gerade angesichts von Individualisierung und Ökonomisierung aller Lebensbereiche künftig noch an Bedeutung gewinnen wird.


Klimawandel
Im Blick auf das globale Problem des Klimawandels bestehen verschiedene Initiativen der christlichen Kirchen. Zentrales Anliegen dabei ist, die ökologischen Aspekte mit den sozialen Problemen zusammen zu sehen. So beteiligen sich die Kirchen am Gesprächsprozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“, der mit der Präsentation der Studie „Menschen – Klima – Zukunft? Wege zu einer gerechten Welt“ im Frühjahr 2012 im deutschsprachigen Raum begonnen hat. Eine spezifische Problematik dabei ist die Frage der „Energiearmut“ (fuel poverty) von einkommensschwachen Haushalten.
Wie sich auch an aktuellen Konflikten um Landnutzung für die Produktion von Nahrungsmitteln oder Treibstoffen abzeichnet, wird es in Zukunft zu massiven Interessenskonflikten kommen, die die Suche nach integralen Lösungen gesellschaftlicher Probleme regional und global erfordern.
 

Finanzmärkte
Eine zentrale Thematik ist in all diesen Fragen die Neuordnung der Finanzmärkte im Sinne einer Weltordnungspolitik, wie sie im Rundschreiben „Caritas in veritate“ von Papst Benedikt XVI. gefordert wird. Ausgehend von Initiativen des Ethischen Investments oder der Entschuldung beteiligen sich Vertreter kirchlicher Einrichtungen an der öffentlichen Diskussion um ethisch vertretbare Lösungen. So thematisierte „Iustitia et Pax Österreich“ die Frage einer gerechten Weltordnungspolitik und die Herausforderung globaler Solidarität.
Nicht nur im Hinblick auf die Stabilisierung der europäischen Währung und auf ein soziales Europa wird sich die Politik an den Prinzipien von globaler Solidarität und der Schaffung menschenwürdiger Lebensbedingungen für alle orientieren müssen.


Gesellschaftlicher Dialog
In vielen dieser Fragen bestehen innerhalb der Gesellschaft selbstverständlich unterschiedliche Interessenlagen und Positionen. Deshalb sieht die Kirche eine besondere Aufgabe in der Förderung des Dialogs mit den unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren, mit politischen Parteien, Interessensvertretungen von Wirtschft und Gesellschft sowie zivilgesellschaftlichen Initiativen. So konnte in der Diözese Linz zusammen mit der Arbeitnehmervertretung der Arbeiterkammer im Juni 2012 ein „Manifest für Gerechtigkeit“ erarbeitet werden. Als Ergebnis eines weiteren Gesprächsprozesses mit Vertretern der Wirtschaft erschien im Juli dieses Jahres das gemeinsame Dokument „Christliche Werthaltungen und verantwortungsbewusste Wirtschaft als Basis für Wohlstand und soziale Sicherheit“.


Angesichts der Verschärfung sozialer Konflikte wird solchen Prozessen des Gesprächs und der Verständigung für die Erarbeitung gemeinsamer gesellschaftlicher Lösungen immer grössere Bedeutung zukommen."

Offizielle Bilder zum Download Bischof Schwarz
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