Projekt: „Von innen betrachtet - Lerne Betriebe aus deiner Umgebung kennen“ NPF – Smurfit Kappa
Man kennt sie vom Hörensagen, fährt des Öfteren daran vorbei, schnappt in Gesprächen oft das eine oder andere auf oder liest darüber in der Zeitung: Die Fabriken und Firmen in unserem Umfeld. Kaum aber jemand, der oder die nicht darin arbeitet, weiß, wie es hinter den Fabrikzäunen und Mauern genau ausschaut und unter welchen Verhältnissen und Arbeitsbedingungen Menschen hier arbeiten.
Grund genug für den Seelsorgsraum Berg, Haid, Ansfelden und Pucking, der Arbeitswelt den ihr gebührenden Platz einzuräumen.
Der Einladung vom Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf der Arbeitswelt mit einem Betriebsbesuch der Nettingsdorfer Papierfabrik (jetzt: Smurfit Kappa) nachzuspüren und genauer hinzuschauen folgten über 30 Interessierte aus den Pfarren.
Betriebsratsvorsitzender Christian Stelzmüller und Kollege Thomas Brosch führten durch den Betrieb, beantworteten Fragen und lösten auch das eine oder andere Staunen bzw. Betroffenheit aus. Vor allem die Art und Weise wie im Arbeiterbereich die Gewinnbeteiligung geregelt ist, stieß auf Interesse. Hier gibt es keine Unterschiede, es wird die gesamte Summe durch Köpfe geteilt, sodass jeder Arbeiter denselben Betrag erhält. Denn schließlich sind ja auch alle an der Erarbeitung des Gewinnes gleichermaßen beteiligt gewesen. Auch die Sozialleistungen waren ein Thema und im Gespräch kam man immer wieder darauf, dass MitarbeiterInnen anderer Betriebe von Sozialleistungen, wie sie in der NPF noch üblich sind, nur träumen können. Der Betriebsrat sieht sich mitverantwortlich für ein gutes Klima im Betrieb und ist neben Verhandlungen über gute Arbeitsbedingungen auch fürs Soziale zuständig. Festgestellt wurde aber auch, dass der Druck immer mehr steigt, vor allem auch in psychischer Hinsicht, die Verantwortlichkeiten werden immer mehr nach unten delegiert, Burnout und Krankenstände nehmen dadurch zu. Zudem sind manche Schichten personalmäßig sehr knapp besetzt. Und auch manche Arbeitsbedingungen rütteln auf, wenn zum Beispiel der erste Gehilfe bei einer Temperatur von 80 – 90 Grad an der Papiermaschine zu arbeiten hat.
Mit durchschnittlich 40 Wochenstunden steht Weiterbildung der Mitarbeiter in der Nettingsdorfer groß geschrieben. Imposant natürlich auch die Papiermaschine 6, die mit 1100 Meter Papier pro Minute fasziniert. Alles in allem war es sehr spannend, eine Innensicht der Fabrik mit Information aus ArbeitnehmerInnensicht zu kombinieren und sich dadurch ein Stück von dieser Arbeitswelt betreffen zu lassen. Im Volksheim Nettingsdorf war noch Zeit für angeregte Gespräche und Austausch und Anreicherung durch eigene Arbeitserfahrungen.
Wir verbringen einen wesentlichen Teil unseres Lebens mit Erwerbsarbeit. Arbeitsverhältnisse prägen uns und haben Einfluss auf unsere Lebensqualität.
„Arbeit kann und soll mehr sein als Geld verdienen! Arbeit ist der soziale Zugang zur Gesellschaft. Arbeit ist auch eine tragende Säule menschlicher Identität und trägt zur Sinnfindung bei. Daher ist die Qualität der Arbeit entscheidend für das Leben der Menschen!“