Was tun, wenn's kracht? - Konstruktive Konfliktregelung im Betrieb
Der Druck in den Betrieben steigt, die Konflikte auch.
‚Was tun, wenn’s kracht?’ – Auf diese Frage suchten rund 200 TeilnehmerInnen eine Antwort bei einer gemeinsamen Tagung von Betriebsseelsorge, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und ÖGB im Siemensforum Linz.
Steigende Konflikte gehören heute zum betrieblichen Alltag. Ursachen dafür sind – nach Jörg Flecker, wissenschaftlicher Leiter der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitwelt (FORBA) – weniger die persönlichen Unzulänglichkeiten der einzelnen ArbeitnehmerInnen, sondern dahinter liegende organisatorische und gesellschaftliche Spannungsfelder. Kapitaleigner wollen höhere Renditen sehen und steigern den Druck auf die Betriebe. Diese reagieren mit Kostensenkung und Reorganisation. Viele Veränderungen wirken sich unmittelbar auf die Sozialbeziehungen in den Betrieben aus. Ständige Umstrukturierungen erhöhen die Unsicherheit und höhlen die Solidarität aus. In Verbindung mit steigendem Arbeitsdruck und psychischen Belastungen wird eine konstruktive Bearbeitung der Spannungen immer schwieriger.
Konfliktprävention und Konfliktbearbeitung muss daher auch die strukturellen Spannungen ansprechen, die hinter den Konflikten zwischen Personen liegt. Transparenz und eine offene Informationspolitik im Betrieb ist dafür eine wichtige Grundlage. Dabei ist wichtig, dass unterschiedliche Standpunkte zum Ausdruck kommen können, und alle Beteiligten und Betroffenen eine Stimme bekommen. Konkret liegt z.B. in der guten Abstimmung der Arbeitszeitgestaltung mit den verschiedenen Anforderungen des Privatlebens eine wichtige Quelle der Arbeitszufriedenheit und damit der Konfliktvermeidung. Nicht nur die Menschen, auch die Arbeit muss pünktlich sein, und nicht einseitig Flexibilität verlangen!
Für den Wirtschaftsmediator Dr. Michael Zumtobel sind Konflikte im Betrieb ein wichtiges Signal für notwendige Veränderung. In der Konfliktlösung geht es um die Suche nach einer win-win-Situation für beide Seiten. Das gelingt dann, wenn die Beteiligten sich auf die jeweils andere Wahrnehmung der Wirklichkeit einlassen können, um dann gemeinsam und interessensorientiert zu verhandeln.
Der Referent stellte eine Reihe von Maßnahmen zur Konfliktprävention vor: von der Schulung über Supervision, regelmäßige Schnittstellen- und MitarbeiterInnengespräche bis zum Initiieren von Gesprächen der MitarbeiterInnen untereinander. Wer meint, dafür sei keine Zeit und das koste Geld, dem seien die hohen Kosten für unbearbeitete Konflikte vor Augen zu halten: ein Drittel der Arbeitsleistung geht dadurch verloren!
Willhelm Vieböck, der neben Dr. Manfred Polzer, stv. Direktor der AKOÖ und Mag.a Ulrike Rabmer-Koller, Vizepräsidentin der WKOÖ an der Tagung teilnahm, erinnerte daran, dass Wirtschaft nicht nur sachgerecht, sondern auch menschen- und gesellschaftsgerecht sein muss. ‚Gute Arbeit’ bietet ein angemessenes Einkommen und respektiert menschliche Fähigkeiten und Menschenwürde. Die Diözese Linz engagiert sich durch die Arbeit der Betriebsseelsorge, durch das Bildungshaus Betriebsseminar und durch das Angebot des Mobbingtelefons für die Verbesserung der Arbeitssituation in Oberösterreich.