Sinnspuren zum Sonntagsevangelium
Die Erzählung spiegelt ein Stück Alltag. Fischer, die ausfahren und am Morgen nach mühsamer Nachtarbeit zurückkehren. Erfolglos. Erschöpft. Enttäuscht.
In der Szene fragt Jesus nach Essen, doch es gibt nichts. Das Netz ist leer. Jesu ermutigt, es noch einmal auszuwerfen. Das Netz füllt sich mit Fischen. An Land erwartet er die Jünger. Er lädt sie ein - zu teilen. Darin erkennen sie ihn wieder. So haben sie ihn vor seinem Tod kennen gelernt, im Teilen des Brotes, in seinem Einsatz für das Reich Gottes, für Gerechtigkeit und Lebenschancen von Armen, Kranken, Benachteiligten.
Jesus fragt den Petrus, ob er ihn liebe. Als Petrus bejaht, beauftragt Jesus ihn mit „Folge mir nach“.
Und heute? Arbeit ist oft mühevoll, manchmal erfolglos. Trotz getaner Arbeit bleibt zu wenig zum Leben. In der Welt zählt die Logik des Eigennutzes, des Immer-Mehr-Besitzen-Wollens, auf wessen Kosten auch immer. Dem stellt Jesus die Logik des Teilens, der Liebe entgegen. Das Teilen des Brotes lässt christliche Gemeinden bis heute in der Nachfolge Jesu leben, im konkreten Teilen von Nahrung, im Einsatz für gerechte Löhne, für faire Teilung von Arbeit und Einkommen, und in der communio des Gottesdienstes. Dieses elementare Zeichen ist die dynamis, die Kraft, der Dynamit des christlichen Glaubens. Es ist die Erinnerung an Tod und Auferstehung Jesu.
Der Weg Jesu fordert unseren Einsatz – und der ist gefährlich. Jesus starb verurteilt als politischer Aufrührer. Petrus und viele, viele andere wurden wegen ihrer Nachfolge Jesu verfolgt. Heute werden viele als Sozialromantiker, als dumm und naiv verhöhnt. Trotzdem teilen Christinnen und Christen ihr Brot und setzen sich ein für eine menschlichere Welt. Die Zusage Gottes für diesen Weg ist in der Begegnung mit dem Auferstandenen. Das letzte Wort hat das Leben.
Edeltraud Artner-Papelitzky
Leiterin des Bereiches mensch&arbeit, Pastoralamt der Diözese Linz