Eine Stunde meiner bezahlten Arbeit für die gute Sache.
Erkläre uns das Prinzip der Selbstbesteuerung, und wo es herkommt?
In meine Jugendjahren war ich Teil einer Jugendgruppe der KAJ (Katholische Arbeitnehmer:innen Jugend). Wir trafen uns regelmäßig und diskutierten unter anderem über Politik und Solidarität, nicht nur in Österreich, sondern auch auf der Welt. Da haben wir einander angestachelt und die Idee ins Leben gerufen monatlich eine Stunde unserer bezahlten Arbeit der internationalen Solidarität zu widmen. Wir spendeten jeden Monat das Geld einer Arbeitsstunde an ein selbstgewähltes, internationales Projekt oder eine Gewerkschaftsbewegung im globalen Süden.
Derzeit geht deine „Selbstbesteuerung“ an den Solidaritätsfonds der KAB. Wieso?
Ich glaube an Hilfe zur Selbsthilfe. Der Solidaritätsfonds fördert die berufliche Ausbildung von Menschen im globalen Süden, vor allem Frauen. Ich hatte im Lauf der Jahre das Glück, einige Projekte zu besuchen und konnte mit eigenen Augen sehen, was eine solche Unterstützung für die Frauen und ihr Umfeld bedeutete. Klar, wir reißen nicht die ganze Welt um, aber es sind die kleinen Schritte die Teilnahme ermöglichen und die Gesellschaft verändern.
Ein „Stundenlohn“ für eine gute Sache abgeben, ist das noch zeitgemäß?
Das Modell der Selbstbesteuerung ist scheinbar etwas aus der Mode gekommen. In den 1970er-Jahren war es eine gängige Aktionsform. Wir waren alle Arbeiter:innen, der Lohn einer Arbeitsstunde war eine ganz konkrete, anschauliche Sache. Jetzt bekommt man ein Gehalt. Viele wissen wahrscheinlich gar nicht mehr, wieviel sie für eine Stunde Arbeit bezahlt bekommen.
Über Selbstbesteuerung wird nicht viel geredet. Vielleicht ist es an der Zeit eine neue „anschauliche“ Variante zu entwickeln. Etwas Bildhaftes, ein konkretes, kleines Opfer, das junge Menschen aus Solidarität symbolisch schenken könnten: das erste Getränk beim Fortgehen, monatlich den Wert einer Kinokarte, den Wert von 100 km Auto fahren …
Oder vielleicht tut es das alte Modell auch noch. Rechne mal aus, was eine Stunde deiner Arbeitszeit wert ist und spende es einer Initiative, die dir am Herzen liegt.
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