Keine muss davon leben, aber wir brauchen es für's Leben!
Wie hat sich der Arbeitsalltag seit Corona verändert?
Eva Oberleitner berichtet, dass sie während des Lockdowns ihre Schüler*innen online unterrichtet. Durch diese Form des distanzierten Einzelunterrichts bleiben jedoch ihre fünf Ensemble mit 30 Personen zurzeit unbetreut. Da auch keine Hochzeiten, Taufen oder Veranstaltungen stattfinden können, fällt ihre Arbeit als freischaffende Sängerin nun völlig weg. „Auch, wenn Konzerte wieder stattfinden könnten, wäre es anfangs schwierig, weil gemeinsam online singen und proben nicht funktioniert“, erzählt Frau Oberleitner.
Die Gruppe „Erdengerl“ hat sich überlegt, ihre Musik online zu stellen. „Es ist wichtig, dass wir als Ensemble nicht in Vergessenheit geraten. Wir sollten eigentlich immer präsent bleiben, sonst ist man ganz schnell von der Bildfläche verschwunden“, erzählt die Musikerin. Den 15. Jahrestag ihres Bestehens hätten die „Erdengerln“ gerne mit einem Jubiläumskonzert gefeiert. „Es ist ganz schwer, wenn man nicht schon einen gewissen Status hat, wenn man nicht auf der Profischiene unterwegs ist. Dass die Leute uns kennen, ist lang erkämpft und sehr schnell wieder weg“, meint Frau Oberleitner.
Die Frauen von den „Erdengerl“ haben ihren Brotberuf als Pädagoginnen. „Keine muss davon leben, aber wir brauchen es für‘s Leben. Es ist unsere Leidenschaft und es ist auch die Grundlage für‘s Unterrichten. Wenn man als Sängerin selber nicht auf der Bühne steht, dann kann man auch den Schüler*innen keine Professionalität auf der Bühne vermitteln“, ist Frau Oberleitner überzeugt.
Was trägt in schwierigen Zeiten?
„Was mich jetzt trägt ist der Glaube, meine sehr enge Verbindung mit Engeln und meine morgendlichen und abendlichen Rituale. Das und die Natur tragen mich. In den Wald gehen zum Nachdenken, um den Kopf klar zu bekommen und viel in Bewegung sein, gibt mir Kraft und ist mein Lebenselixier“, erzählt die Sängerin. Die Bäume, der Wald ermöglichen Frau Oberleitner ein tiefes Durchatmen. In der Wohnung ist ihr dies nicht möglich. „Wenn ich im Wald bin, sing ich manchmal lautstark vor mich hin, neulich auch auf einem Hochstand! Manchmal muss eben was raus. Da singe ich nicht für die Leute, sondern nur für mich“, erzählt die Musikerin.
Und die Zukunft?
Für die Sängerin wäre es hilfreich, wenn der Unterricht, zumindest einzeln, wieder vor Ort stattfinden könnte. In der Musikschule wäre die Distanz groß genug, meint sie, und für ausreichende Durchlüftung könnte gut gesorgt werden. Auch große Kirchenräume wären gute Orte für Veranstaltungen. „Menschen hätten damit die Möglichkeit, die positive Energie im Kirchenraum zu erleben und Musiker*innen hätten Auftrittsmöglichkeiten“, meint Frau Oberleitner.
Sie hofft, dass es für die Kunstschaffenden wieder bergaufgeht und, dass neue Konzepte entwickelt werden, damit Veranstaltungen in Zukunft möglich sind. „Ich habe gemerkt, dass Menschen, die in klassische Konzerte gehen, sich sehr an die Regeln halten. Es sollte nicht immer so rigoros alles runtergefahren werden. Man sollte konkreter Hinschauen: Wo ist die Gefahr? Es wird zu wenig geschaut, wo wirklich Ansteckung passiert. Es wird zu schnell alles reduziert“, ist die Musikerin überzeugt.
„Das letzte Konzert, das ich vorm Lockdown noch besucht habe, war ein klassisches Konzert und es hat so gutgetan“, schwärmt die Sängerin. "Mit Wehmut sind die Musiker*innen auf der Bühne gestanden und haben gesagt: >Das war jetzt für längere Zeit wieder unser letztes Konzert und wir wissen nicht, wann wir wieder einmal musizieren dürfen.< Dies zu spüren hat mir auch als Musikerin wehgetan. Wir wissen es wirklich nicht. Musik ist eine Nahrung, die uns so guttut und uns gesund hält!“, ist Eva Oberleitner überzeugt.