Papst wäre am liebsten selbst in den Irak gefahren

Die Fürsorge von Franziskus sei in dem Gespräch "sehr stark zu spüren" gewesen, zitierte der Sender Radio Vatikan am Montag aus dem Fernsehinterview. "Am liebsten wäre Papst Franziskus, denke ich, selbst gefahren, um vor Ort inmitten der armen Menschen zu sein".
Franziskus hatte Filoni, der Präfekt der vatikanischen Missionskongregation ist, am Sonntagabend persönliche Anweisungen für dessen Reise in den Irak gegeben. Zudem übergab er Filoni eine Spende für die Flüchtlinge im Irak. Der italienische Kurienkardinal war von Franziskus am Freitag zum persönlichen Sondergesandten für den Irak ernannt worden. Am Sonntag kündigte er an, dass dieser tags darauf in den Irak aufbrechen werde. Offiziell bestätigt wurde die Abreise bislang (Montag 13 Uhr) nicht. Dem Vernehmen verschiebt sie sich möglicherweise auf die kommenden Tage.
Filoni wird zunächst nach Bagdad reisen, um dort Gespräche mit der irakischen Regierung zu führen. Anschließend ist ein Besuch der Autonomen Region Kurdistan vorgesehen, wo die meisten vor der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) geflohenen Christen Schutz gefunden haben. Dort will er mit Flüchtlingen sprechen und mit den örtlichen Bischöfen über Hilfsmaßnahmen sowie die Zukunft der Christen im Irak beraten.
Vernichtung von Bibeltexten und Klöstern
Unterdessen weist die Stiftung "Pro Oriente" auf die mit der Christenvertreibung verbundene Vernichtung frühchristlicher Kultur hin. Im nördlichen Irak stünden zahlreiche Klöster, die im Kern oft bis ins 3./4. Jahrhundert zurückgehen. Trotz aller historischen Katastrophen seien in diesen Klöstern bis jetzt oft reich illuminierte Handschriften - Bibeltexte, theologische, historische, naturwissenschaftliche Werke - bewahrt worden, die zu den kostbarsten Zeugnissen der christlichen Kultur gehörten, so die Stiftung am Montag.
"Pro Oriente" verweist auf den diesbezüglichen Appell der Generaldirektorin der UNESCO, Irina Bokova. Bokova hatte die internationale Gemeinschaft zum "Schutz der kulturellen Verschiedenheit" im Irak aufgerufen und betont, dass die Christen- und Jeziden-Verfolgung mit der Zerstörung des kulturellen und religiösen Erbes - vor allem Kirchen, Schreine und Denkmäler - einhergehe. Dieser Vorgang müsse sofort gestoppt werden, so die UNESCO-Generaldirektorin. Der Schutz der Menschen sei zugleich untrennbar mit dem Schutz ihrer Kultur und ihres Erbes verbunden. Verschiedenheit habe gerade die Kultur Mesopotamiens über Jahrtausende ausgezeichnet, als "ein einmaliges Zeugnis der Entwicklung von Kultur und friedlicher Koexistenz".
Die UNESCO-Generaldirektorin erneuerte ihren Appell an die Menschen im Irak, gemeinsam ihr "einmaliges kulturelles Erbe" zu verteidigen. Zugleich erinnerte Bokova daran, dass der Irak der UNESCO-Konvention über Schutz und Förderung der kulturellen Vielfalt von 2005 beigetreten sei. Diese Konvention setze die Anerkennung der gleichen Würde aller Kulturen voraus, einschließlich der Kulturen der Minderheiten.
Papst plant Krisengipfel im Vatikan
Der Vatikan forciert seine diplomatischen Initiativen im Blick auf den Krisenherd Irak: So teilte Vatikansprecher P. Federico Lombardi am Wochenende mit, dass Papst Franziskus offenbar einen Krisengipfel mit den päpstlichen Botschaftern der Krisenregion im September im Vatikan plant. "Es geht darum, die Lage zu untersuchen, sich über mögliche Initiativen auszutauschen, Ideen zu sammeln und auch auf diese Weise die Nähe des Papstes und der Weltkirche zu diesem Krisengebiet zu bekunden", so P. Lombardi gegenüber "Radio Vatikan".
Zuvor hatte der Vatikan bereits über seine Nuntiaturen in aller Welt mit Schreiben an Regierungen von mehr als 170 Staaten zur Hilfe für die verfolgten Christen in Mossul aufgerufen.
Kathpress, gec